Fachsymposium

Jubiläums-Fachsymposium des Roman Herzog Instituts in München: Warum brauchen wir Vertrauen?

Zum zehnjährigen Jubiläum des Roman Herzog Institut (RHI) kamen über 200 geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft am 22. November 2012 zum Schloss Nymphenburg. Gemeinsam mit dem Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog und dem Vorstandsvorsitzenden des Roman Herzog Instituts Prof. Randolf Rodenstock diskutierten sie ernsthaft, zugleich aber auch lebhaft und bisweilen fröhlich mit hochrangigen Wissenschaftlern über die Bedeutung von Vertrauen für die Gesellschaft, die Politik und für das individuelle Glück.

Professoren unterschiedlicher Disziplinen beleuchteten über den Nachmittag hinweg die verschiedenen Facetten von Vertrauen und formulierten damit Impulse und Anregungen auf die zentrale Frage des Symposiums, warum wir Vertrauen brauchen. Bereits die Vorstellung der Forschungsergebnisse des RHIs machte deutlich, welche Bedeutung Vertrauen auch für die Akzeptanz der Sozialen Marktwirtschaft und wirtschaftliche und gesellschaftliche Institutionen allgemein hat. Prof. Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, betonte, dass für die moderne Arbeitswelt Vertrauen unbedingt notwendig ist, und nur durch mehr Mitverantwortung – auch der Unternehmen – die Vertrauenskrise überwunden werden kann. Dabei sind Megatrends wie Globalisierung und demografischer Wandel Haupttreiber des Vertrauensverlustes. Prof. Fetchenhauer erklärte den Vertrauensverlust hingegen mit Blick auf das evolutionäre Erbe der Menschen und der Präferenz von Gleichheits- und Bedürfnisgerechtigkeit. Vor diesem Hintergrund halten viele Menschen die Wirtschaftsordnung für ungerecht.  Prof. Hradil wies auf die Schattenseiten von Vertrauen hin: wenn sich das Vertrauen nur auf die Organisation selbst beschränkt, wie zum Beispiel bei der Mafia, wirkt es wohlfahrtsschädlich. Wichtig sei ein generelles Vertrauen in die Mitmenschen. Mehr als Drei Viertel der Teilnehmer des Symposiums, die vor der Tagung am Donnerstag befragt wurden, haben übrigens ein solches Vertrauen in die meisten oder viele Menschen.

Prof. Frey, renommierter Glücksforscher und Ökonom, begeisterte die Zuhörer mit seinem engagierten Vortrag und vermittelte eindrucksvoll, welchen positiven Einfluss Vertrauen auf Wachstum und Glücksempfinden hat. Auch aus philosophischer Perspektive trägt Vertrauen zum Wohlbefinden bei. Allerdings müsse die Politik, so der Philosoph Prof. Schmid auf die Frage von Kindern wie berechtigt Vertrauen in die Moderne sei, für mehr ökologische Nachhaltigkeit sorgen. 

 

Beispiele, wie das Vertrauen zu anderen und besonders zu sich selbst gestärkt werden kann, folgten in einem lebhaften Dialog zwischen Bundespräsident a. D. Prof. Herzog und der Leistungssportlerin und Seglerin Tina Lutz. Dabei gab der ehemalige Bundespräsident spannende Einblicke in seine Erfahrungen mit Vertrauen im politischen Umfeld. Eine Videogrußbotschaft des Kapitäns der deutschen Fußballnationalmannschaft Philip Lahm rundete diesen Teil der Veranstaltung ab.

Mit einer frohen Botschaft konnte Prof. Rodenstock die Teilnehmer dann verabschieden: mehr als die Hälfte der Gäste des Symposiums, die an der Befragung zu Beginn des Symposiums teilgenommen hatten, kennen mehr als sieben Menschen, denen sie für zwei Wochen ihre Wohnung anvertrauen würden und der Rest hat zumindest einen kleinen Kreis von Menschen, dem er so sehr vertraut. Das Fazit des sehr abwechslungsreichen und lebendigen Jubiläumssymposiums war ein durchweg positives: trotz Staatschuldenkrise und Vertrauensverlust in manchen Bereichen, gibt es – zumindest in München und Bayern – viel Vertrauen untereinander und das Sozialkapital bildet eine solide Basis für die wirtschaftliche Entwicklung und das Wohlbefinden in der Moderne.

Mediathek
Referenten

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Bruno S. Frey

Ökonomie, Weitere Wissensbereiche, Politik, Gesellschaft

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Prof. Randolf Rodenstock

Wirtschaft, Ökonomie

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Roman Herzog Institut

Ökonomie, Soziologie, Gesellschaft

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Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer

Wirtschaft, Ökonomie

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Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Hradil

Soziologie

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Prof. Dr. Wilhelm Schmid

Philosophie

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