Wirtschaftsordnung
Soziale Marktwirtschaft – Erfolgsmodell unter Druck?
Die Soziale Marktwirtschaft ist die Grundlage für Wohlstand und Beschäftigung in Deutschland. Sie steht für Wettbewerb, Verantwortung und soziale Teilhabe. Ihre Leistungsfähigkeit ist enorm. Dennoch steht unsere Wirtschaftsordnung immer wieder in der Kritik. Zu Recht?

Was uns Krisen lehren – und was nicht
Krisen sind ein wiederkehrendes und notwendiges Übel der ökonomischen Transformation. Diese eher unpopuläre Lehre ziehen der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe und der Ökonom Dominik H. Enste aus ihrer Betrachtung der großen wirtschaftlichen Umbrüche seit dem frühen 19. bis ins 21. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden allmählich Instrumente der Krisenpolitik entwickelt, die sich je nach Ausgangslage und normativer Position unterscheiden (zum Beispiel Nachfrage- versus Angebotspolitik). Die Auffassung, dass staatliches Eingreifen helfen könne, Krisen zu bekämpfen, setzte sich allerdings erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollends durch. Die heutige Politik steht vor einem Dilemma: Einerseits ist sie gefordert, in der Krise unter enormem Handlungsdruck stabilisierend und steuernd zu wirken. Andererseits kann sie nur bedingt auf „Rezepte der Vergangenheit“ bauen. Denn jede Krise ist singulär und deswegen im jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontext zu betrachten. Den vermeintlichen Ausweg, Wirtschaftskrisen mithilfe von Schulden zu bekämpfen, sehen die Autoren als Irrweg. Stattdessen setzen sie zur Bewältigung von Krisen auf Haushaltsdisziplin und Ordnungspolitik.

Förderung privater und betrieblicher Altersvorsorge
Vor 40 Jahren galt in Deutschland noch: „Die Rente ist sicher!“ Heute wissen wir es besser – die gesetzliche Rente reicht nicht für ein auskömmliches Einkommen im Alter. Doch diese Erkenntnis allein veranlasst die Menschen nicht, mehr privat vorzusorgen. Auch staatliche Förderung etwa der Riester- oder Rürup-Rente ist wenig erfolgreich. Und selbst jene, die es sich leisten könnten, sparen zu wenig für den Ruhestand. Woran das liegt, was man dagegen tun kann und wie andere Länder damit umgehen untersuchen Dominik H. Enste und Jennifer Potthoff. Zusammen mit dem Rentenexperten Axel Börsch-Supan loten sie das Potenzial aus, das in verhaltensökonomischen Ansätzen zur Förderung der Altersvorsorge liegt. Beispiele aus Neuseeland („KiwiSaver“), den USA („401(k)-Pläne) und Großbritannien („Automatic Enrolment“) zeigen Lösungswege auf. Alle drei Länder setzen auf Nudging, also Voreinstellungen, die gewünschtes Verhalten fördern sollen. Zum Erfolgsrezept gehört, nicht zu bevormunden und stets die persönliche Entscheidungsfreiheit zu wahren.

IMPULSE Spezial 2024
Was verbindet Biodiversität, berufliche Bildung und Unternehmensreputation? Das sind die Gewinnerthemen der Preisträgerinnen des Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft 2024. Bei aller Unterschiedlichkeit geht es im Kern um Verantwortung gegenüber anderen – vor allem mit Blick auf kommende Generationen. Mit Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn beschäftigen sich auch die weiteren Beiträge der RHI-Impulse SPEZIAL 2024 – etwa zur Sicherheit globaler Lieferketten, zur Rolle von Konzernen und Konsumenten in der Wegwerfgesellschaft oder zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm erläutert im Interview, welche Reformen unser Land jetzt dringend braucht, wenn wir unseren Wohlstand wahren wollen. Aus dem Inhalt