Preisverleihung Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft am 30. Juni 2021

Das RHI verleiht zum achten Mal den Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft.

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1. Preis: Dr. Gorgi Krlev

Universität Oxford

Mit dem ersten Preis und einem Preisgeld von 20.000 Euro wird in diesem Jahr Dr. Gorgi Krlev ausgezeichnet. In seiner Dissertation „Measuring social impact – the conceptual and empirical advancement of an emergent concept“ entwickelt er ein Konzept, um die Wirksamkeit gesellschafts- und sozialpolitischer Maßnahmen empirisch zu messen und dadurch verbessern zu können.

Für eine wirksame Sozialpolitik braucht es verlässliche Informationen darüber, ob und wie Lösungsansätze funktionieren. Doch die Datenlage ist oft unzureichend – etwa weil Kosten-Nutzen-Analysen schwierig sind oder weil sich die Zufriedenheit der Adressaten nicht eindeutig auf bestimmte Maßnahmen zurückführen lässt. Mit einer „kapitalbasierten“ Analyse sozialer Wirkung, die eine Vielzahl von Messgrößen vereint, will der Preisträger hier für mehr Evidenz sorgen und besser erfassen, welche Effekte sozialpolitische Programme auf das soziale, kulturelle und politische Kapital der Zielgruppe haben. Sozialer Fortschritt, so seine These, beruht nicht allein auf ökonomischer Produktivität, sondern umfasst auch Verbesserungen in allen anderen Kapitalformen – also etwa Vertrauen, Respekt, Toleranz und Solidarität.

2. Preis: Dr. Johanna Hochloff

Universität Siegen

Den zweiten Preis, dotiert mit 10.000 Euro, erhält Dr. Johanna Hochloff für ihre Dissertation „Regeln, Institutionen und Ordnungen: Die kulturelle Ökonomik von Friedrich A. Hayek und Douglass C. North“. Sie geht der Frage nach, wie sich die Kultur einer Gesellschaft in ihren Regeln und Institutionen niederschlägt und damit auch das wirtschaftliche Handeln prägt.

Das institutionelle Gefüge jeder Gesellschaft ist historisch gewachsen und kulturell tief verwurzelt. Vernachlässigt man diesen Aspekt, so die Preisträgerin, scheitern Wirtschaftsreformen häufig. Anhand eines Vergleichs der Theorien von Hayek und North führt sie aus, dass sich Volkswirtschaften entlang eigener Pfade entwickeln. Ihre Regeln, Institutionen und Ordnungen sind nicht allgemein gültig, sondern müssen unterschiedliche Bedürfnisse ausbalancieren. Dabei spielen informelle Institutionen – etwa verbreitete Deutungsmuster zu Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimaschutz, Migration – eine große Rolle. Hochloff zufolge müssen sie mitgedacht werden, will man strukturelle Veränderungen erfolgreich umsetzen. Die Ökonomin setzt dabei auf einen breiten Diskurs in den Medien, in der Wissenschaft und in den Parlamenten.

3. Preis: Dr. Florian Spitzer

Universität Wien

Der dritte Preis und damit 5.000 Euro gehen an Dr. Florian Spitzer für seine Dissertation „How detrimental behaviour is shaped by the institutional environment – three essays in behavioral and experimental economics“. Der Ökonom untersucht, inwiefern sich sozial nachteilige Verhaltensweisen durch veränderte Rahmenbedingungen zum Positiven wenden lassen.

Florian Spitzer zeigt, wie sich bestimmte Faktoren positiv auf die Häufigkeit von Arztbesuchen auswirken. So ließen sich in einem Laborexperiment Patient*innen mit Krankenversicherung deutlich häufiger ärztlich behandeln als solche, die nicht krankenversichert waren. Gleichzeitig neigten die Ärzt*innen in dem Versuch zu besonders teuren Therapien, wenn die Krankenversicherung für die Kosten aufkam. Das Ausmaß unnötig aufwendiger Behandlungen nimmt wiederum ab, wenn freie Arztwahl – also ärztlicher Wettbewerb – besteht. Der Wettbewerb, so die These des Preisträgers, führt im Gesundheitswesen zu effizienten Ergebnissen, indem er Überbehandlung reduziert. In Kombination mit dem Solidaritätsprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung sorgt er zudem für sozialen Ausgleich.

© Roman Herzog Institut e.V.