Veranstaltung

Rückblick RHI-Preisverleihung

Roman Herzog Forschungspreis 2020

 

Marktwirtschaft im Stresstest

Zum siebten Mal wurde der Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft verliehen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an drei junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in ihren Forschungsarbeiten mit den Themen Crowdfunding, Rechtswettbewerb und den sozialen Folgen von Arbeitslosigkeit befassen.

Im Mittelpunkt der virtuellen Preisverleihung am 7. Oktober 2020 stand die Frage, wie viel Schutz Markt und Wettbewerb brauchen. Die Soziale Marktwirtschaft habe sich auch unter schwierigen Bedingungen bewährt, betonte Professor Randolf Rodenstock, Vorstandsvorsitzender des Roman Herzog Instituts. Unsere Wirtschaftsordnung ermögliche es den Unternehmen, nach immer neuen und kreativen Wegen zu suchen. „Das führt zu Innovation und Resilienz, die uns in diesen Zeiten zugutekommen“, so Rodenstock.

Welche Regeln für den Wettbewerb?
Um den Schutz des Wettbewerbs angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit ging es in der Festrede von Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts. „Covid-19, die Digitalisierung sowie der Aufstieg staatlicher Unternehmen in der Weltwirtschaft sind für uns eine echte Bewährungsprobe“, sagte Mundt. Mit Blick auf die Machtkonzentration großer digitaler Unternehmen plädierte er dafür, das Wettbewerbsrecht zu stärken. Um die Digitalisierung zu gestalten, müssten „Werte aus der Offline-Welt in die Online-Welt transformiert werden“. Zunehmend sei der Wettbewerb auch durch Unternehmen aus staatlich gelenkten Volkswirtschaften gefährdet. Hier gelte es, faire Bedingungen zu schaffen und ein Level Playing Field herzustellen. Schließlich habe auch die Corona-Pandemie zu Schieflagen im Wettbewerb geführt. Staatliche Eingriffe seien aktuell zwar gerechtfertigt, sie müssten jedoch nach der Krise so schnell wie möglich beendet werden und dürften nicht das „künstliche Überleben“ von Unternehmen sichern, die schon vorher wirtschaftlich angeschlagen waren.

Plattformwirtschaft mit Potenzial
Mit dem ersten Preis wurde in diesem Jahr Dr. Daniel Blaseg für seine Analyse zum Crowdfunding ausgezeichnet. In seiner Dissertation beschäftigt sich der Ökonom, Assistant Professor an der ESADE Business School in Barcelona, mit den Vor- und Nachteilen internetbasierter Finanzierungsprojekte. Er weist nach, dass zwei Drittel solcher Kampagnen scheitern, weil Unternehmensgründer die zu erwartenden Kosten und Erlöse nicht realistisch einschätzen und ihre Anleger nur unzureichend über Risiken aufklären. Damit Crowdfunding sein wirtschaftliches Potenzial voll entfalten kann, muss nach Ansicht des Preisträgers der Schutz der Anleger verbessert und dadurch das Vertrauen in diesen neuen Bereich des Kapitalmarktes gestärkt werden.

Recht im Angebot
Den zweiten Preis erhielt Dr. Johanna Stark für ihre Arbeit zum Thema Rechtswettbewerb. Im Zuge von Digitalisierung und Globalisierung können sich Firmen heute aussuchen, welche Regeln für ihr Unternehmen gelten sollen. Gleichzeitig werben nationale Gesetzgeber um diese mobilen Nachfrager, indem sie Rechtsvorschriften stärker an deren Bedürfnissen ausrichten. Die Juristin, Wissenschaftliche Referentin am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München, zeigt die Problematik dieser Entwicklung auf: Im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage entwickeln sich Rechtsnormen anders als in demokratischen Entscheidungsprozessen. Recht und Gesetz werden zunehmend als käufliche Dienstleistungen wahrgenommen.

Bessere Chancen für Beschäftigungslose
Mit den sozialen Folgen von Arbeitslosigkeit befasst sich die dritte Preisträgerin, Dr. Laura Pohlan, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Sie weist nach, dass bei Beschäftigungslosen das Gefühl sozialer Ausgrenzung mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zunimmt und selbst nach der Aufnahme einer Arbeit bestehen bleiben kann. Als Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik empfiehlt die Volkswirtin Beschäftigungsprogramme und Weiterbildungsmaßnahmen, damit die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt. Der Preisträgerin zufolge ist für die Arbeitslosen außerdem die Wiederaufnahme einer Beschäftigung umso leichter möglich, je besser sie Zugang zu Breitbandinternet haben.

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