RHI-Expertenworkshop

Science meets Fiction

Mit dem ersten RHI-Zukunftsworkshop wagt das RHI ein Experiment

Wie werden Menschen im Jahr 2218 leben und arbeiten? Das Roman Herzog Institut (RHI) lud Wissenschaftler, Autoren und Künstler zu einem ganz besonderen Blick in die Zukunft ein. Beim Workshop „Science meets Fiction“ war nicht so sehr strenge wissenschaftliche Korrektheit angesagt, sondern vor allem Kreativität: Die Teilnehmer durften ihrer Phantasie freien Lauf lassen und positive wie negative Zukunftsvisionen entwickeln.

Willkommen in Utopia
Aktuell wird viel darüber diskutiert, wie sich unsere Arbeitswelt verändert – etwa durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Die Frage, welche langfristigen gesellschaftlichen Umwälzungen damit einhergehen, kommt dabei meist zu kurz. Beim Workshop ging es deshalb darum, wie der digitale Wandel auf weite Sicht das Zusammenleben von Menschen, die politischen Machtverhältnisse und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst.

Materie oder Matrix?
Die unterschiedlichen Zukunftsentwürfe drehten sich vor allem um die Frage, welchen Stellenwert die Erwerbsarbeit noch haben wird. Wie wirkt es sich auf den Einzelnen und die Gesellschaft aus, wenn überwiegend Maschinen die Arbeit erledigen? Den Teilnehmern des Workshops erschien eine gleichberechtigte Partnerschaft von Mensch und Maschine ebenso denkbar wie eine Zweiklassengesellschaft, die auf der Vorherrschaft einer intelligenten Spezies basiert. Die Diskussion darüber, wie eine solche Hybrid-Welt aussehen kann, stieß jedoch häufig an die Grenze des Vorstellbaren: Sind Autonomie und Selbstbestimmung dann noch möglich? Oder führt die komplette digitale Vernetzung zu einer ent-individualisierten Gesellschaft? Und wird man in 200 Jahren überhaupt noch zwischen Realität und virtuellen Schein-Welten unterscheiden können?

Zwischen Paradies und Paranoia
Einen weiteren Schwerpunkt auf dem Workshop bildeten die natürlichen Lebensräume des Menschen. Die Optimisten rechneten damit, dass Armut und Hunger in der Welt weitgehend überwunden sein werden. Schon heute ist es dank zukunftsweisender Technologien möglich, Trinkwasser aufzubereiten, Nahrungsmittel synthetisch herzustellen und resistentes Saatgut zu züchten. Und in Zukunft wird sich der Mensch selbst gentechnisch optimieren können, um immun gegen viele Krankheiten oder gewappnet gegen widrige klimatische Bedingungen zu sein. Die Skeptiker in der Runde befürchteten dagegen, dass die Menschen Kriege um die knappen natürlichen Ressourcen führen oder im Labor gezüchtete Killer-Viren und biologische Waffen die Weltbevölkerung dezimieren werden. Die Natur ist in diesem Szenario nur noch eine museale Kategorie.

Wünsche in unendlichen Weiten
Liegt die Zukunft der Menschen im All? Zumindest eignet sich der Weltraum als Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Wunschvorstellungen. Rohstoffe von anderen Planeten zu gewinnen oder eines fernen Tages Mond und Mars zu besiedeln, gehörte zu den vielfach geäußerten Hoffnungen – wie auch der Traum, dass Menschen eines Tages durch die Zeit oder zu anderen Sternen reisen können.

„Ein gelungener Auftakt zum Nachdenken in längerfristigen Bahnen!“, lautete das abschließende Fazit des RHI-Vorstandsvorsitzenden Prof. Randolf Rodenstock zum „Science meets Fiction“-Workshop. Rodenstock weiter: „Wir haben viel darüber nachgedacht, wie die Menschen in ferner Zukunft vielleicht einmal leben könnten. Doch zentral bleibt für mich die Frage: Wovon werden die Menschen leben, falls es in 200 Jahren keine Arbeit mehr geben sollte, so wie wir sie kennen? Hier bleiben wir am Ball.“

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