Interview mit Christine Gallmetzer

Frau Gallmetzer, sie haben Philosophie studiert und auf Umwegen zur Malerei gefunden. Was treibt Sie bei Ihrer Arbeit an?  

Christine Gallmetzer: Die Philosophie war für mich tatsächlich der Umweg, der mich zur Malerei geführt hat. Durch das Studium wurde mir klar, dass in der Philosophie alles relativ betrachtet wird. Das ist nicht mein Ansatz. Ich möchte mich auf eine offenere und experimentellere Art und Weise mit den Fragen unseres Seins beschäftigen. In der Malerei kann ich das. Sie erlaubt mir maximale Freiheit des Denkens. So kann ich in meinen Bildern meine eigenen Welten erschaffen, Raum und Zeit außer Kraft setzen und ich darf jeden Tag scheitern. Grundsätzlich sind Bilder für mich wundervolle Versuche, um zu sehen, wo Scheitern hinführt und welche neuen Möglichkeiten daraus entstehen. Somit ist das Malen für mich ein fortwährender Lernprozess und das treibt mich an.

Unter dem Titel „Ein leuchtender Future-Pfad“ haben Sie eine Bildstrecke in unserem Buch „2020 - Der Zukunftsnavigator“ abgebildet. Was hat Sie hierzu inspiriert?  

Christine Gallmetzer: Mein Hauptthema ist, dass wir – wenn wir ehrlich sind – als Menschen keine Lösung für diese Welt haben. Die Bildstrecke im Zukunftsnavigator greift das auf. So gehören einige der Bilder, wie zum Beispiel Der Springer oder The Captured Sky, zu einem bereits vor Jahren begonnenen Bilderzyklus, der sich mit unserer Definition als Mensch beschäftigt. Andere Bilder sind durch den Expertenworkshop „Science meets Fiction“, der vom Roman Herzog Institut veranstaltet wurde und an dem ich teilnehmen durfte, entstanden. Im Workshop beschäftigten wir uns mit der hochspannenden Frage, wie wir in 200 Jahren leben und arbeiten werden. Für mich als Künstlerin stand dabei der Aspekt im Mittelpunkt, ob und wie man in Zukunft Bilder malen oder Kunst schaffen wird. Diese Fragestellung hat mich zu den digital bearbeiteten Bildern „KI-Wesen I/II“ auf Seite 34/35 und „Utopia extraterrestrisch“ auf Seite 37 des Buches inspiriert, die in dieser Version nur als digitaler Versuch existieren.

Worin besteht für Sie persönlich der Wert Ihrer Arbeit?

Christine Gallmetzer: Den Wert meiner Arbeit sehe ich in der großen Chance der Kunst, dass sie sich permanent neu erfinden darf. Beispielsweise kann ich meine malerische Sprache ändern und komplett erneuern. Diese Art der Kommunikation finde ich außerordentlich spannend. Denn das Unaussprechliche, Undenkbare darf sich jede Bahn suchen und damit mit dem Betrachter in den Dialog treten. Der Pragmatismus unseres Weltverständnisses spielt dabei keine Rolle.

 

© Roman Herzog Institut e.V.