Roman Herzog Forschungspreis 2024
Gut gerüstet für die Zukunft?
Zum elften Mal ist in München der Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft verliehen worden. Drei Wissenschaftlerinnen wurden am 11. Juni 2024 für ihre Forschungsarbeiten geehrt, die sich mit Qualifikationen von Jobsuchenden, kosteneffizienten Strategien zum Artenschutz sowie der gerichtlichen Kontrolle der Finanzaufsicht befassen.
„Es entspricht unserer Denktradition am Roman Herzog Institut, die Soziale Marktwirtschaft aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu beleuchten. Der Forschungspreis bildet diese Vielfalt in hervorragender Weise ab“, sagte der RHI-Vorstandsvorsitzende Prof. Randolf Rodenstock bei der Preisverleihung im Literaturhaus München.
In seinem Grußwort erinnerte Wolfram Hatz, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., an das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes in diesem Jahr: „Unsere demokratische Verfassung und die Soziale Marktwirtschaft gehören untrennbar zusammen“, sagte er. „Wir stärken auch die Demokratie, wenn wir die Soziale Marktwirtschaft zusammen mit jungen Wissenschaftlern weiterentwickeln.“ Deshalb fördere die vbw Leuchtturmprojekte wie den Roman Herzog Forschungspreis, der zu den höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im deutschsprachigen Raum gehört.
Aufschwung ohne Schwung
Um die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsordnung ging es in der Festrede von Prof. Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Auf ein „Wirtschaftswunder 2.0“ zu hoffen, hält die Ökonomin für unrealistisch. Tatsächlich erholt sich die Konjunktur in Deutschland deutlich langsamer als erwartet. Dies ist auch eine Folge des geringen Arbeitsvolumens: Die stetig abnehmende Zahl von Erwerbstätigen und der hohe Anteil an Teilzeitarbeit tragen dazu bei, dass das Produktionspotenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann.
Eine weitere Herausforderung für den Industriestandort Deutschland sieht die Sachverständige in der langfristigen Sicherung der Energieversorgung. Einseitige Abhängigkeiten – etwa von Importen aus China – müssten abgebaut und neue Handelsbeziehungen aufgebaut werden. Ein gemeinsames Vorgehen der EU-Staaten – besonders mit Blick auf klimaneutrale Lösungen – sei dabei entscheidend: „Wir sollten uns in der Energiepolitik nicht gegenseitig behindern, sondern die unterschiedlichen nationalen Pfade als eine Quelle der Resilienz sehen“, sagte Grimm.
Kommt der Ruck – oder nur ein Ruckeln?
Im Mittelpunkt des abschließenden Generationentalks stand die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands. Die Wirtschaftsweise Grimm forderte gemeinsame Anstrengungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Verbänden und der Politik, um den Strukturwandel voranzutreiben. Innovative Geschäftsmodelle und „Re-Skilling“, also die Befähigung von Beschäftigten, neue Qualifikationen zu erwerben und sich an die sich verändernde Arbeitswelt anzupassen, seien dabei besonders wichtig.
Dass auch das RHI sich neuen Herausforderungen stellen will, kündigte Gastgeber Rodenstock zu guter Letzt an: Künftig soll der Roman Herzog Forschungspreis auf eine breitere Basis gestellt werden. Die nächste Ausschreibung richtet sich daher gezielt auch an Bewerberinnen und Bewerber, die sich in ihren Arbeiten nicht nur mit den wirtschaftswissenschaftlichen oder juristischen Aspekten der Sozialen Markwirtschaft befassen.
Die Preisträger
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Erster Preis: Dr. Christina Langer
„Micro-Level Perspectives on the Future of Work – New Evidence on Workers‘ Skill Returns and Firms‘ Skill Demand“
Mit der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformation wandeln sich auch die Anforderungen an Jobsuchende: Soziale, digitale und administrative Fähigkeiten werden wichtiger, kognitive und manuelle Kompetenzen verlieren an Bedeutung. So sind etwa IT-Kenntnisse sehr gefragt, doch spielen sie in den Lehrplänen oft nur eine untergeordnete Rolle. Die Preisträgerin rät, die Ausbildungsordnungen zu modernisieren und die Anforderungsprofile ständig weiterzuentwickeln. Indem Unternehmen bei der Einstellung stärker auf die tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten der Bewerber achten als allein auf deren formale Bildungsabschlüsse, können sie dem Fachkräftemangel in manchen Berufen ebenfalls wirksam begegnen.
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Zweiter Preis: Dr. Charlotte Gerling
„Ökonomie der Klimaanpassung zum Schutz der biologischen Vielfalt“
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Dritter Preis: Dr. Sonja Heitzer
„Messing with the Regulator – Gerichtliche Kontrolle als Herausforderung“