Preisverleihung Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft am 7. Oktober 2020

RHI verleiht zum siebten Mal den Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft.

1. Preis:
Dr. Daniel Blaseg

Goethe-Universität Frankfurt am Main

Mit dem ersten Preis und einem Preisgeld von 20.000 Euro wird in diesem Jahr Dr. Daniel Blaseg ausgezeichnet. In seiner Dissertation "Crowdfunding" beschäftigt er sich mit den Vor- und Nachteilen internetbasierter Finanzierungsprojekte.

Immer mehr Start-ups werben über Internet-Plattformen um finanzielle Unterstützung für ihre Vorhaben. Doch zwei Drittel solcher Kampagnen scheitern. Daniel Blaseg weist empirisch nach, dass Unternehmensgründer oft den zu erwartenden Erfolg ihrer Kampagnen überschätzen und die Anleger nur unzureichend über Risiken aufklären. Praxisnah erläutert der Ökonom, wie angehende Unternehmer die zu erwartenden Kosten und Erlöse realistisch beziffern können - etwa mithilfe des von ihm entwickelten Crowdfunding-Kalkulators. Damit Crowdfunding sein wirtschaftliches Potenzial voll entfalten kann, muss nach Ansicht des Preisträgers der Schutz der Anleger verbessert und dadurch das Vertrauen in diesen neuen Bereich des Kapitalmarkts gestärkt werden.

2. Preis:
Dr. Johanna Stark

Ludwig-Maximilians-Universität München

Den zweiten Preis, dotiert mit 10.000 Euro, erhält Dr. Johanna Stark für ihre Dissertation "Law for Sale: A Philosophical Critique of Regulatory Competition". Sie geht dem Phänomen des "Rechtswettbewerbs" auf den Grund, wenn also Recht zunehmend als Produkt angesehen und durch Angebot und Nachfrage geformt wird.

Im Zuge von Digitalisierung und Globalisierung können sich Firmen heute aussuchen, welche Regeln für ihr Unternehmen gelten sollen. Gleichzeitig konkurrieren die nationalen Gesetzgeber um die Gunst dieser mobilen Nachfrager, indem sie Rechtsvorschriften stärker an deren Bedürfnissen ausrichten. In Ihrer Dissertation zeigt die Juristin die Problematik dieser Entwicklung auf: Als Gegenstand marktähnlicher Prozesse entwickeln sich Rechtsnormen anders als nach dem Ideal demokratischer Entscheidungsfindung. Recht und Gesetz bilden nicht mehr verbindliche kollektive Wertentscheidungen ab, sondern werden zunehmend als käufliche oder austauschbare Dienstleistungen wahrgenommen.

3. Preis:
Dr. Laura Pohlan

Universität Mannheim

Der dritte Preis und damit 5.000 Euro gehen an Dr. Laura Pohlan für ihre Dissertation "Essays on Unemployment, Job Search Behavior and Policy Interventions". Die Volkswirtin untersucht die sozialen Folgen von Arbeitslosigkeit sowie die Wirkung direkter und indirekter staatlicher Maßnahmen auf die Beschäftigung.

Laura Pohlan zeigt, dass das Gefühl sozialer Ausgrenzung bei Beschäftigungslosen mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zunimmt und selbst nach der Aufnahme einer Arbeit bestehen bleiben kann. In ihrer empirischen Analyse direkter und indirekter staatlicher Eingriffe kommt sie zu differenzierten Ergebnissen: So haben sich durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die Jobchancen arbeitsloser hochqualifizierter Frauen in Ostdeutschland in den Jahren nach der Wende um mehr als das Doppelte erhöht. Die Auswirkungen eines staatlichen Eingriffs in die Lohngestaltung durch Mindestlöhne auf die Arbeitslosenquote unterscheiden sich stark nach Regionen und Berufen. Ein positiver Zusammenhang besteht der Preisträgerin zufolge zwischen dem Zugang zu Breitbandinternet und der Wiederaufnahme einer Beschäftigung. Demnach profitieren vor allem Männer von der Jobsuche im Netz.

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